Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften

Implementation von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an Deutschen Schulen im Ausland (DAS)

Projektleitung: Prof. Dr. Miriam Kuckuck

Kooperationspartner*innen: Prof. Dr. Anne-Kathrin Lindau (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Kooperationsschulen:

  • Deutsche Schule Cuenca (Ecuador)
  • Deutsche Schule Quito (Ecuador)

Förderung: Eigenmittel

Fördersumme: /

Laufzeit: seit September 2019 bis heute

Deutsche Auslandsschulen sind Privatschulen und werden häufig in Kooperation zwischen Wirtschaft, Auswärtigem Amt und der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen gegründet. Insgesamt gibt es weltweit 141 Deutsche Auslandsschulen (DAS). Die Mehrheit der deutschen Auslandsschulen (68 %) liegt in einer Millionenstadt, viele davon in Metropolen der aufstrebenden Schwellenländern wie zum Beispiel in St. Petersburg, Shanghai und Neu Delhi. Die restlichen Schulen befinden sich in Großstädten (25 %) und Mittelstädten (7 %). An deutschen Auslandsschulen wurden im Jahr 2012 ca. 79.500 Schülerinnen und Schüler ausgebildet. Davon sind 20.400 Schülerinnen und Schüler deutscher Nationalität; zumeist Kinder von ins Ausland entsandter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutscher Unternehmen und Organisation. Der Großteil der Schülerinnen und Schüler (59.100) ist jedoch nicht-deutscher Nationalität (Kiper 2015: 152). Von den 141 DAS bieten 71 Schulen das Deutsche Abitur oder das Deutsche Internationale Abitur an. Ebenso ist es möglich, das deutsche Sprachdiplom (DSD) der Kultusministerkonferenz zu erlangen. Die Kombination des DSD II (B2/C1-Nievau) und einem Sekundarabschluss berechtigen zu einem Hochschulstudium in Deutschland (Mersch & Kühn 2014, S. 134). Schulen im Allgemeinen - unabhängig von ihrem Standort - verfolgen nach Fend (2009, 52ff.) vier Funktionen: Die Entkulturationsfunktion meint, dass Schülerinnen und Schüler sowohl in Sprache und Schrift, aber auch in Werten und Normen ausgebildet werden, um so eine kulturelle Teilhabe zu gewähren. Die Qualifikationsfunktion beschreibt, dass Schülerinnen und Schüler Fertigkeiten und Fähigkeiten für das spätere Berufsleben erwerben sollen. Die Selektions- bzw. Allokationsfunktion beinhaltet die Aufgabe der Schule, durch Noten und Prüfungen eine Leistungshiercharchie aufzustellen und so eine Verteilung auf zukünftige Berufslaufbahnen und Berufe zu gewährleisten. Die Integrations- bzw. Legitimationsfunktion soll die Schülerinnen und Schüler integrieren aber auch zur Demokratisierung und politischer Teilhabe führen sowie ein gesellschaftliches Zugehörigkeitsgefühl stärken. Unabhängig von ihrer Struktur und den Rahmenbedingungen verfolgen DAS zu den vier allgemeinen Funktionen vier wichtige Ziele: (1) Förderung der deutschen Sprache (s. Entkulturationsfunktion), (2) schulische Versorgung deutscher Kinder im Ausland, (3) Förderung einer Kultur der Begegnung (s. Integrations- bzw. Legitimationsfunktion) sowie (4) Stärkung des Studien- und Wirtschaftsstandortes Deutschland. All diese vier Funktionen von DAS sind für dieses Forschungsprojekt relevant. Jede Schule entwickelt auf der Grundlage dieser Ziele ein schuleigenes Profil. Interkulturalität und Internationalität sowie Mehrsprachigkeit und Sprachförderung sind wesentliche Aspekte der Profile deutscher Auslandschulen (Mersch & Kühn 2014, S. 141). In einer Studie der Universität St. Gallen und des Weltverbandes Deutscher Auslandsschulen (WDA) wurden in einer Online-Befragung die Schülerinnen und Schüler aller DAS angeschrieben und befragt sowie repräsentative Interviews mit verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Bildung durchgeführt. Unter anderem konnten so im Rahmen des Public Value Ansatzes Wertbeiträge identifiziert werden, die für DAS von Bedeutung sind. So macht ein Experte deutlich, „[s]ie [DAS] machen im Sitzland erlebbar, was Deutschland ausmacht: starke Bildung und starke Werte, wie Demokratie, Chancengleichheit und Leistungsorientierung. Schüler anderer Länder kommen an den Schulen in Kontakt mit deutscher Kultur, Sprache und Bildung. Das Interesse an Deutschland wird geweckt [...]“ (WDA 2014, S. 8).

DAS orientieren sich am deutschen Bildungssystem und sind gleichzeitig in das System des Gastlandes verankert. Ein in Deutschland, aber auch weltweit, intensiv geführter Diskurs bezieht sich auf das ganzheitliche Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Aktuelle Positionspapiere und Maßnahmen konzentrieren sich auf die Implementation von BNE in Unterricht und Schule. Diesbezüglich exisitieren Erkenntnisse für deutsche Schulen, welche die Potenziale und Grenzen der Umsetzung von BNE indentifizieren. Bisher liegen jedoch noch keine Erkenntnisse darüber vor, welche Bedeutung BNE an DAS besitzt bzw. wie BNE bisher implementiert wurde. 

Forschungsfragen:

  • Welche Bedeutung hat BNE im Unterricht und an den Schulen im Ausland?
  • Inwiefern werden aktuelle gesellschaftliche Diskurse (z. B. FridayforFuture) im Unterricht thematisiert?
  • Wie gelingt eine schulformübergreifende Bildnug zu nachhaltiger Entwicklung (von Grundschule bis Abitur)?
  • Wie erfolgt die Umsetzung des whole institution approach?

Thaventhiran, K. (2024): Grenzenlos lernen, nachhaltig handeln. Eine empirische Analyse über die Potenziale eines digitalen Austauschs zwischen einer deutschen Schule in Bulgarien und Deutschland zur Förderung der Nachhaltigkeitsziele. (MA-Thesis betreut von Prof. Dr. Miriam Kuckuck und Shira Graf).

Weitere Infos über #UniWuppertal: