Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften

OERLe – Partizipative Gestaltung von OER und OEP in der zweiten Phase der Lehrer*innenbildung - Am Beispiel von Bildung für nachhaltige Entwicklung

Gesamtprojektleitung: Prof. Dr. Miriam Kuckuck

Projektleitung Wuppertal: Prof. Dr. Miriam Kuckuck, Dr. Michael Morawski

Mitarbeiter*innen Wuppertal: Michael Lachetta

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Kooperationspartner*innen: Universität zu Köln (Prof. Dr. Alexandra Budke), Universität Potsdam (Prof. Dr. Nina Brendel), Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Prof. Dr. Anne-Kathrin Lindau)

Fördersumme: 999.655,41 EUR (Gesamtprojekt), 343.949,04 EUR (Anteil BUW)

Laufzeit: 05/2024 – 04/2027

Link zur Teilnahme am OERLe-Projekt

Das inter- und transdisziplinäre Projekt „Partizipative Gestaltung von OER und OEP in der zweiten Phase der Lehrerinnenbildung - Am Beispiel von Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (OERLe) zielt darauf ab, bestehende OER- und BNE-Communities in der ersten und zweiten Phase der Lehrer*innenbildung zu stärken und zu vernetzen. Dazu sollen bereits vorhandene OER-Lernumgebungen zum fächer- und schulformübergreifenden Konzept BNE partizipativ weiterentwickelt, evaluiert und OEP etabliert werden. Damit reagiert das Projekt auf die bislang fehlende Umsetzung und Etablierung von OER und OEP in der zweiten Phase der Lehrer*innenbildung sowie die noch zu stärkende Vernetzung zwischen den einzelnen Ausbildungscommunities. Das Ziel ist es, niederschwellige und an die Zielgruppe anpassbare OER-Lerneinheiten zum Konzept BNE für alle Ausbildungszentren der zweiten Phase in Deutschland bereitzustellen und die OER-Communities der ersten und zweiten Phase der Lehrer*innenbildung zu vernetzen und zu erweitern. Dies wird in Zusammenarbeit mit den Studienseminaren in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt basierend auf einer Analyse der Bedarfe und Erfolgsfaktoren für den Einsatz von OER geplant. Durch partizipatives Arbeiten in internen (Seminarstandorten) und übergeordneten Teams (erste und zweite Phase der Lehrer*innenbildung) bei der Entwicklung von OER-Lehr-Lernkonzepten soll OEP etabliert werden. Damit die BNE-OER nicht nur bundeslandspezifisch eingesetzt werden können, sollen deutschlandweit frei zugängliche Plattformen zur Veröffentlichung genutzt werden, damit die Projektergebnisse dem kompletten Ökosystem der Lehrer*innenbildung besonders in der zweiten Phase zugänglich gemacht und zur adaptiven Verwendung zur Verfügung gestellt werden können.

„Open Educational Resources (OER) sind Bildungsmaterialien jeglicher Art und in jedem Medium, die unter einer offenen Lizenz stehen. Eine solche Lizenz ermöglicht den kostenlosen Zugang sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Dritte ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen. Dabei bestimmen die Urhebenden selbst, welche Nutzungsrechte sie einräumen und welche Rechte sie sich vorbehalten.

Open Educational Resources können einzelne Materialien, aber auch komplette Kurse oder Bücher umfassen. Jedes Medium kann verwendet werden. Lehrpläne, Kursmaterialien, Lehrbücher, Streaming-Videos, Multimedia-Anwendungen, Podcasts – all diese Ressourcen sind OER, wenn sie unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden.“1

 

 

Literatur:

1 UNESCO (Hrsg.). (o. J.). Open Educational Resources. Zugriff am 18.09.2024. Verfügbar unter: www.unesco.de/bildung/open-educational-resources

Open Educational Practices (OEP) sind einem breiten Begriffsverständnis folgend umfassende pädagogische Ansätze und Methoden, die offene Lehr- und Lernpraktiken fördern, insbesondere hinsichtlich der Themen Zugänglichkeit, Inklusion, Transdisziplinarität und Partizipation1. Im Zuge dieses Prozesses können offene Bildungsressourcen (OER) entstehen. OEP meinen jedoch vielmehr als nur die Nutzung von OER, sie stehen für eine umfassendere, offene Pädagogik und Didaktik sowie für eine Kultur des Teilens2.

Ein Beispiel dafür kann sein, dass eine Universität, die OEP praktiziert, neben der Bereitstellung von OER für ihre Kurse, Studierende aktiv in die Entwicklung, Gestaltung und Teilung der Materialien einbezieht, um so einen kollaborativen Lernraum zu schaffen.

 

Literatur:

1 geändert nach Bonny Brandenburger, Universität Potsdam, für OERinfo – Informationsstelle OER (CC-BY)

2 Bellinger, F. & Mayrberger, K. (2019). Systematic Literature Review zu Open Educational Practices (OEP) in der Hochschule im europäischen Forschungskontext. In: MedienPädagogik – Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 34, S. 19–46. DOI: doi.org/10.21240/mpaed/34/2019.02.18.X

Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein fachübergreifender und -verbindender Bildungsansatz, der Lernende dazu befähigen möchte, ihr alltägliches Denken und Handeln in Beziehung zur Welt zu setzen und verantwortungsbewusste Entscheidungen für eine nachhaltige Zukunft zu treffen 1. Rund um das Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung gibt es eine breite wissenschaftliche Debatte. Im Jahr 2007 fassten Vare und Scott diese zu zwei Ansätzen der BNE zusammen:

BNE 1: Lernen für nachhaltige Entwicklung oder auch instrumentelle BNE
In diesem Ansatz der BNE steht die Sensibilisierung von Lernenden für die Dringlichkeit einer nachhaltigen Entwicklung im Vordergrund. Durch die Vermittlung von Expertenwissen und bestimmten, als nachhaltig anerkannten Verhaltensweisen sollen sie dazu beitragen, die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen und ihren ökologischen Fußabdruck messbar verringern2,3. Hierzu zählen bspw. Maßnahmen wie das Lernen von Hintergrundwissen zum Klimawandel oder Strategien zur Abfallvermeidung. Diese Form der BNE steht jedoch in der Kritik, Lernende für politische Zwecke bzw. zur Erreichung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung zu instrumentalisieren4 und steht somit im Widerspruch zum Überwältigungsverbot5.

BNE 2: Lernen als nachhaltige Entwicklung oder auch kritisch-emanzipatorische BNE
Dieser Ansatz der BNE möchte Lernende dazu befähigen, kritisch und reflexiv vermeintliches Expertenwissen, Werte und Normen zu hinterfragen2. Es wird nicht vorgegeben, was nachhaltig ist, sondern Widersprüche, Möglichkeiten und Alternativen gesucht, diskutiert, abgewogen und hinterfragt3. Diese Form der BNE ist besonders wichtig, da Lernende zukünftig weniger die Fähigkeit brauchen, vorgegebene Verhaltensweisen umsetzen, sondern eher kritisch und selbstbestimmt Zukunft zu gestalten2.

Die Ansätze der BNE 1 und 2 sind jedoch nicht unabhängig zu betrachten, sondern als komplementär zu werten. Allerdings argumentieren Vare und Scott, dass BNE 2 der BNE 1 erst ihre Bedeutung verleiht. In den letzten Jahren sind diese Ansätze stetig weiterentwickelt worden. Insbesondere das Konzept der transformativen Bildung wurde zunehmend in den BNE integriert:

Transformative BNE
Diese Form der BNE reagiert auf die globalen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte und das vorgeschlagene Gutachten zur großen Transformation der Gesellschaft des WBGU. Als „transformativ“ wird hier Bildung verstanden, in der es nicht nur um die Erweiterung von Wissen oder Fähigkeiten geht, sondern um eine grundlegende Veränderung von Selbst- und Weltbildern1. Zudem bezieht sich dieser Ansatz auf ein anderes Zukunftskonzept, welches die Zukunft als offen und gestaltbar ansieht3. Dieser Ansatz der BNE will Lernende dazu befähigen, produktiv mit lähmenden Widersprüchen angesichts unsicherer Zukünfte umzugehen3. Dabei stehen Gefühle, Gedanken und der reflexive Umgang mit eigenen Weltsichten im Zentrum des Ansatzes.

Literatur:

1 Mayer, C. (2023). Bildung für nachhaltige Entwicklung. In E. Nöthen & V. Schreiber (Hrsg.). Transformative Geographische Bildung. Schlüsselprobleme, Theoriezugänge, Forschungsweisen, Vermittlungspraktiken. Springer Spektrum. DOI: doi.org/10.1007/978-3-662-66482-7

 

2 Vare, P. & Scott, W. R. (2007). Learning for a Change: Exploring the Relationship Between Education and Sustainable Development. Journal of Education for Sustainable Development, 1 (2), 191–198.

 

3 Pettig, F. & Ohl, U. (2023). Transformatives Lernen für einen sozial-ökologischen Wandel. Facetten eines zukunftsfähigen Geographieunterrichts. Praxis Geographie, 1, 4-9.

 

4 unter anderem: Singer-Brodowski (2016). Transformative Bildung durch transformatives Lernen. Zur Notwendigkeit der erziehungswissenschaftlichen Fundierung einer neuen Idee. Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik, 39(1), 13-17.

 

5 vergleich mit Wehling, H. G. (1977). Konsens à la Beutelsbach? Nachlese zu einem Expertengespräch. In B. Widmaier & P. Zorn (Hrsg.), Brauchen wir den Beutelsbacher Konsens? Eine Debatte der politischen Bildung. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.

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