Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften

BiBeSu - Konzeption, Durchführung und Evaluation eines Lehr-Lern-Bausteins zu biologischen Bestimmungsapps in der universitären Ausbildung angehender Sachunterrichtslehrpersonen

Projektleitung: Dr. Melanie Beudels

Mitarbeiter*innen: Sven Hanses

Förderung: Joachim Herz Stiftung – Kolleg Didaktik:digital (5. Jahrgang)

Laufzeit: 09/2022 bis 09/2024

Informationen zum Lehr-Lern-Baustein des Projekts BiBeSu für Studierende

Artenkenntnis und Bestimmungskompetenzen gelten als wichtige Faktoren, um gesellschaftliches Interesse am Schutz der Natur und der Biodiversität zu entwickeln und die Akzeptanz von Schutzmaßnahmen zu erhöhen (u.a. Lindemann-Matthies, 2002; Weber, 2018). Allerdings ist bei einem Großteil der Bevölkerung, darunter auch (angehenden) Lehrpersonen, seit vielen Jahren ein Rückgang an Artenkenntnis zu beobachten (u.a. Frobel & Schlumprecht, 2016). Dies ist problematisch, da letztgenannter Gruppe eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Bestimmungskompetenzen sowie dem Wecken von Interesse von Schüler*innen an der Natur zukommt (u.a. Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts, 2013; Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, 2021). Ein Grund für den Rückgang der Artenkenntnis ist, dass aufgrund straffer Curricula und anderer inhaltlicher Schwerpunktsetzungen auf Schul- und Hochschulebene nicht genügend Zeit für Bestimmungsübungen, in denen Bestimmungskompetenzen trainiert werden können, vorhanden ist (u.a. Frobel & Schlumprecht, 2016). Eine der größten Hürden auf dem Weg zur Artenkenntnis wird in der zeitintensiven Einführung in den Umgang mit komplexen klassischen, analogen Bestimmungshilfen gesehen (u.a. Wäldchen et al., 2016).

Digitale Tools zur Bestimmung von Lebewesen – nachfolgend als (biologische) Bestimmungsapps bezeichnet – haben das Potenzial, diese Einstiegshürde zu verringern. Durch bestimmte Produkteigenschaften, wie einer intuitiven Bedienbarkeit, einer Reduzierung von Fachtermini sowie einer teil- bzw. vollautomatischen Identifizierung von Organismen anhand von Fotos, vereinfachen sie den Bestimmungsprozess und bieten schnelle Erfolgserlebnisse (Beudels et al., 2021; Wäldchen et al., 2016). Vorteilhaft ist zudem, dass die meisten dieser Apps kostenlos und jederzeit verfügbar sind, da sie auf mobilen Endgeräten – den Alltagsbegleitern von Studierenden – installiert werden. Erste Studien und Berichte aus dem Kontext Schule deuten auf positive Effekte auf das Lernen und motivationale Orientierungen der Schüler*innen durch die Nutzung solcher Apps hin (u.a. Dolenc-Orbanić et al., 2016; Groß, 2018).

Seit einigen Jahren werden – primär für weiterführende Schulen – Vorschläge für Unterrichtssequenzen, in denen Schüler*innen mit Bestimmungsapps arbeiten, veröffentlicht (u.a. Helbing & Heil, 2022). Es besteht jedoch ein Mangel an (Forschungs-)Projekten, in denen das Lernen von (angehenden) Biologie- und Sachunterrichtslehrpersonen mit und über diese(n) fachspezifischen, digitalen Werkzeuge(n) im Fokus steht (Beudels et al., 2021; Schmidt, 2021). Solche Konzepte werden nicht nur benötigt, um der oben beschriebenen Problematik zu begegnen, sondern auch mangelnden digitalen Kompetenzen von (angehenden) Lehrpersonen (u.a. Schmid et al., 2017). Gering ausgeprägte digitale Kompetenzen können z.B. dazu führen, dass innovative Unterrichtskonzepte, die digitale Werkzeuge einbinden, nicht im Unterricht implementiert werden (Initiative D21, 2016).

An dieser Stelle setzt das Projekt „Konzeption, Durchführung und Evaluation eines Lehr-Lern-Bausteins zu biologischen Bestimmungsapps in der universitären Ausbildung angehender Sachunterrichtslehrpersonen (BiBeSu)“ an. Es baut auf der Arbeit von Hanses et al. (2022) auf.

Hauptziel des Projektes ist, ein zehnstündiges Lehr-Lern-Konzept zu entwickeln (und als Open Educational Ressource (OER) zu veröffentlichen), in dem angehende Sachunterrichtsstudierende mit und über Bestimmungsapps lernen. Die Lernziele umfassen sowohl das Lernen mit digitalen Werkzeugen (Aneignen von Fachwissen; Steigerung digitaler Kompetenzen bezüglich der Bereiche Recherche, Bewertung und Datenerfassung) als auch das Lernen über digitale Werkzeuge in Bezug auf Unterrichten und technische Aspekte (u.a. RB.M.B2 und MD.U.B1; Arbeitsgruppe Digitale Basiskompetenzen, 2020). Auch motivationale Orientierungen (persönliches Interesse; Fähigkeitsselbstkonzepte; Beudels et al., 2021) bezüglich der Artenbestimmung und des Umgangs mit Bestimmungsapps sollen gestärkt werden.

  • Arbeitsgruppe Digitale Basiskompetenzen (2020). Orientierungsrahmen Digitale Kompetenzen für das Lehramt in den Naturwissenschaften – DiKoLAN. In S. Becker et al. (Hrsg.), Digitale Basiskompetenzen. Orientierungshilfe und Praxisbeispiele für die universitäre Lehramtsausbildung in den Naturwissenschaften (S. 14-43). Hamburg: Joachim Herz Stiftung.
  • Beudels, M., Westerholt, D., Preisfeld, A. & Damerau, K. (2021). Biologische Bestimmungsapps in der Lehre - Eine Studie zum "Status quo" angehender Lehrkräfte. Journal für Didaktik der Naturwissenschaften und der Mathematik, 5: 141-163. (Link)
  • Dolenc-Orbanić, N., Cotič, N. & Furlan, P. (2016). Mobilno učenje na primeru spoznavanja biodiverzitete. Didactica Slovenica -Pedagoška Obzorja/Pedagogical Horizons, 31(1), 86-99.
  • Frobel, K. & Schlumprecht, H. (2016). Erosion der Artenkenner: Ergebnisse einer Befragung und notwendige Reaktionen. Naturschutz & Landschaftsplanung, 48(4), 105-113.
  • Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts (2013). Perspektivrahmen Sachunterricht (vollst. überarb. Aufl.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
  • Groß, J. (2018). „Kann man da das Internet auch ausschalten?“ – Digitale Werkzeuge im Spannungsfeld zwischen Spielen und Lernen im naturwissenschaftlichen Unterricht. In C. Bär et al. (Hrsg.), Digitalisierung im Spannungsfeld von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Recht (2. Band: Wissenschaft und Recht) (S. 47-61). Berlin: Springer Gabler.
  • Hanses, S., Westerholt, D., Preisfeld, A., Kuckuck, M. & Beudels, M. (2022). Humboldt versus Hightech?! Entwicklung und Erprobung eines Lehrkonzeptes zur Integration von Bestimmungsapps in die universitäre Sachunterrichtslehrpersonenausbildung. DiMawe – Die Materialwerkstatt, 4(1): 116–152. (Link)
  • Helbing, I. & Heil, I. (2022). Bestimmung von Bäumen mit Bestimmungsschlüssel und App. Ein Unterrichtsmodell für den Präsenz- und Distanzunterricht. BU praktisch, 5(1), 4. (Link)
  • Initiative D21 (2016). Sonderstudie Schule Digital - Lehrwelt, Lernwelt, Lebenswelt: Digitale Bildung im Dreieck SchülerInnen-Eltern-Lehrkräfte. (Link, Letzter Zugriff am: 24.10.2022)
  • Lindemann-Matthies, P. (2002). The influence of an educational program on children’s perception of biodiversity. Journal of Environmental Education, 33(2), 22-31.(Link)
  • Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2021). Lehrplan für die Primarstufe in Nordrhein-Westfalen. Fach Sachunterricht. (Link, Letzter Zugriff am: 24.10.2022)
  • Schmid, U., Goertz, L. & Behrens, J. (2017). Monitor Digitale Bildung. #3 Die Schulen im digitalen Zeitalter. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung. (Link, Letzter Zugriff am: 24.10.2022)
  • Schmidt, E. (2021). Naturerfahrungen durch Bestimmungsapps. In D. Graf et al. (Hrsg.), Digitale Bildung für Lehramtsstudierende: TE@M ‒ Teacher Education and Media (S. 167-173). Wiesbaden: Springer VS. (Link)
  • Wäldchen, J., Thuille, A., Seeland, M., Rzanny, M., Schulze, E.D., Boho, D., Alaqraa, N., Hofmann, M. & Mäder, P. (2016). Flora Incognita – Halbautomatische Bestimmung der Pflanzenarten Thüringens mit dem Smartphone. Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen, 53(3), 121-125.
  • Weber, E. (2018). Biodiversität – Warum wir ohne Vielfalt nicht leben können. Berlin/Heidelberg: Springer. (Link)

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